Learning Together: Was kostet eine Creme in der Produktion?

 
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Woraus setzt sich der “wahre” Preis eines Hautpflege-Produktes zusammen? Wie viel kosten die Inhaltsstoffe in einer Formulierung und wann macht es wirklich Sinn mehr Geld für ein Skincare-Produkt auszugeben? Leider geben viele ungern einen Blick hinter die Kulissen einer Produktion. Weil wir es jedoch für wichtig erachten und für mehr Transparenz in diesem Kosmetik-Dschungel stehen, möchten wir auch hier für mehr Deutlichkeit sorgen.

Heute möchten wir dir einen Einblick in die Produktion einer einfachen Pflegecreme geben und dir erklären wie sich in etwa der Preis dieser Zusammensetzung errechnen lässt. Die Rechnungen basieren auf persönlichen Erfahrungen, die ich in der Vergangenheit durch die Arbeit in einem Italienischen Kosmetik-Unternehmen gesammelt habe, sowie der Arbeit in verschiedene Produktionenstätten (Make-Up und Hautpflege).

Let’s learn together.

Was kostet eine gute Creme & woraus besteht der Preis eines Hautpflege-Produktes?

Was kostet eine übliche Feuchtigkeitscreme?

Sollte deine Creme lediglich für die Feuchtigkeitsspende der Haut formuliert worden sein, dann muss der reine Preis ihrer Formulierung nicht teuer sein.

Woraus besteht im Normalfall die Basis einer solchen Creme?

Wasser + Fett + Emulgator + Konservierungsmittel + Verdickungsmittel + eventuelle Duft- und Farbstoffe.

Wie errechnet sich der Grundpreis?

Die Inhaltsstoffe, die wir für die Herstellung einer Pflegecreme für einen italienischen Kosmetik-Konzern kauften, kosteten in etwa 1,60 € für 50ml.

1,60 € wurde rein für die Inhaltsstoffe berechnet. Hierzu werden dann noch die Kosten für: Die Entwicklung, Patente, Forschungen, Sicherheitstests, Verpackung, Transport, Marketing usw. verrechnet.

Diese Kosten könnte man mit +/- 6 € decken. Vor allem, wenn es sich dabei um einen großen Kosmetik-Konzern handelt.

Was du wissen solltest: Umso größer das Unternehmen ist, desto größere Mengen an Rohstoffen und Verpackungen werden gekauft. Dadurch entsteht auf Grund der größeren Einkaufsmenge ein geringerer Endbetrag.

Weshalb werden dann so viele Cremen teuRer verkauft?

Einige Pflegecremes bestehen aus deutlich mehr Inhaltsstoffen als wir sie in unserem Beispiel aufgeführt haben. Denn worauf sonst noch geachtet werden muss sind: die Textur & die Farbe. Denn wir wollen ja auch, dass sich die Creme auf unserer Haut schön anfühlt und wir sie gerne tragen. Außerdem achtet der ein oder andere auf bestimmte Wirkstoffe wie z.B.: Vitamin C.

Solche Stoffe können das Produkt teurer machen.

Vitamin C gehört zu den teuersten Inhaltsstoffen, die in einer Creme enthalten sein können. Wie wir bereits in dieser Learning Together Serie zum Thema Vitamin C erklärt haben, ist es kein einfaches Unterfangen reines Vitamin C in einem Produkt stabil zu halten. Dafür muss man etwas tiefer in die Tasche greifen. Ebenso sind bestimmte Öle wie z.B: Arganöl kostenintensiver.

Wodurch entsteht der andere Teil der Kosten?

  • Die Verpackung:

Die Verpackung einer Feuchtigkeitscreme kann den Preis stark beeinflussen. Tuben sind am preiswertesten, danach kommen die Tiegel. Die teuerste Variante ergeben die luftdichten Pumpspender.

  • Der Aufdruck:

Ebenso spielt die Art des Aufdruckes einen große Rolle bei der Zusammensetzung des Preises. Einfache Etiketten sind viel günstiger als ein echter Druck.

  • Die Auflage:

Große Konzerne können in größeren Mengen produzieren, als keine Kosmetikunternehmen. Wenn man in größeren Mengen produziert, ist es preislich gesehen viel vorteilhafter als in kleinen Mengen zu produzieren.

  • Die Lagerung

Ob Produkte “gekühlt oder ungekühlt” gelagert werden müssen, wirkt sich ebenso auf den Preis aus.

  • Zwischenhändler

Sollten Produzenten an Geschäfte verkaufen, fällt ungefähr die Hälfte der Gewinnspanne an den Zwischenhändler.

So lässt es sich leichter erklären und verstehen, wieso man eine “hochwertige” Feuchtigkeitspflege schlicht und einfach nicht für 12-15€ herstellen kann.

Nehmen wir eine Feuchtigkeitspflege von ungefähr 12 €. Ziehen wir nun Verpackung, Recherche, Lagerung, Marketing usw. ab. So würden wir auf einen Inhalt von ungefähr 0,50 - 1€ kommen. Das wäre zwar möglich, aber nur dann wenn das Produkt aus einer einfachen Formulierung (Wasser + Fett + ein Minimum an aktiven Inhaltsstoffen) besteht.

Teuer ist nicht gleich besser:

So ist es. Ein hoher Preis sagt nicht über die Wirksamkeit eines Produktes aus. 250 € für einen schönen Tiegel einer Feuchtigkeitscreme zu bezahlen, macht nicht wirklich Sinn. Denn es gibt keine einzige Kombination von Inhaltsstoffen, die einen solchen Preis rechtfertigt. Auch nicht wenn das Produkt hohe Konzentrationen eines Wirkstoffes enthält - was leider sehr selten der Fall ist. Siehe hier: Review

Jedoch solltest du auch wissen, dass die Studien & Recherchen zu einem neuen Produkt oder den Inhaltsstoffen Geld kosten.

Außerdem bleibt jeder Marke selbst überlassen, wie sie sich positionieren möchte. Möchte sie im Luxussegment verkaufen und nur von einem bestimmten Cliente erworben werden - dann reden wir hier von der Markenwahrnehmung. Durch den Kauf eines solchen Luxusproduktes wird uns Verbrauchern vermittelt, wir würden etwas “wertigeres” kaufen. Das alleine sorgt für dieses tolle Gefühl in unserem Kopf: Es muss gut sein, es muss besser sein! Dazu gibt es einen ganz tollen Artikel, in dem diese Studie genauer erklärt wird. Siehe hier: Business Insider

Eine Wundercreme gibt es nicht!

Ganz egal wie viel wir für eine Creme bezahlen - eine gute Formulierung wird auf jeden Fall von Vorteil sein, aber auch hier dürfen wir keine Wunder erwarten. Ob eine preiswerte oder teure Feuchtigkeitscreme, beide können unserer Haut Feuchtigkeit spenden. Worauf zu achten ist, ist eine milde und reizarme Formulierung. Bevor du 250€ für eine Feuchtigkeitspflege bezahlst, die mit Parfüm und Duftstoffen formuliert wurde, ist es wohl besser auf eine parfümfreie, jedoch günstigere Variante zurückzugreifen.

Ein Tipp von deinem Careteam:

Es ist wichtig auf die Liste der Inhaltsstoffe zu achten. Vertraue nicht zu sehr auf das, was auf der Verpackung eines Produktes angeschrieben wurde. Denn auch das kann leider einen Haken haben. Dieses sogenannte “Angel dusting” ist ein weit verbreitetes Phänomen in der Kosmetikwelt. Hier wird der Name eines ganz tollen Inhaltsstoffes auf die Verpackung gepackt. Jedoch beinhaltet die Formulierung in diesem Fall eine sehr geringe Menge des Stoffes. Viel zu wenig, um etwas bewirken zu können.